Mittwoch, 25. Juli 2012

Neuer Bericht, neuer Blog

Hallo meine Lieben!


Wer Lust hat, weiter von mir zu hören, kann meinen neuen Blog einfachpriya.blogspot.com verfolgen! 


Viel Spaß beim Lesen!


Liebe Grüße
Priya 

Freitag, 16. März 2012

Zurück in die Vergangenheit...

Hallo meine Lieben!


Irgendwie hat das mit der Schreiberei nicht so geklappt wie ich mir das vorgestellt hatte. Die letzten Wochen sind einfach wie im Flug vergangen und zack sind die 6,5 Monate Indien auch schon vorbei.

Jetzt bin ich tatsächlich wieder in Deutschland. Und ich kann es gar nicht so recht fassen. Auf der einen Seite nicht, dass ich jetzt tatsächlich wieder hier bin und auch der anderen, dass ich wirklich ein halbes Jahr in Indien verbracht habe. Es kommt mir so vor als wäre es nur ein schöner Traum gewesen aus dem ich nun erwacht bin.

Gelandet bin ich am 14.03. um 12:45 Uhr Ortszeit in Frankfurt. Mit den Flügen lief alles glatt und irgendwie kam mir die Reise gar nicht so lang vor. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich, seit dem ich die Rundreise mit meinem Freund gemacht habe, einfach an Reisen, die über 10 Stunden dauern gewöhnt bin.

Ich hatte mich mit Jeans, langen Socken, Turnschuhen (ein wahnsinnig seltsames Gefühl nach einem halben Jahr Flipflops!!), T-Shirt, Fleecepullover, Jacke und Schal ausgestattet und trotzdem fühlte es sich an als hätte jemand vergessen die Klimaanlage herunterzustellen oder den Gefrierschrank offengelassen. Kurzum: Verdammt war das kalt!!! Mein Vater machte sich auch ein wenig lustig über mich, stellte aber gerne die Heizung im Auto für mich höher.

Bevor es nach Rinteln ging, machten wir noch einen Zwischenstopp bei meiner Schwester und bei Mc Donalds. Beides schöne Wiedersehen! :) Es ist doch wirklich toll, seine Familienmitglieder nach so einer langen Zeit wieder in die Arme schließen zu können und doch kam es mir wieder so vor, als wäre ich gar nicht wirklich weg gewesen, sondern hätte nur etwas länger geträumt. Herrlich war es auch nach dieser Zeit voller heiliger Kühe und Millionen Chicken-Gerichten mal wieder in einen Burger mit RINDFLEISCH zu beißen!! Unglaublich toll diese Geschmacksverstärker hier in Deutschland! :)

Ansonsten hatte ich den Eindruck, dass Deutschland ziemlich grau aussieht und ein wenig so wie nach einer Naturkatastrophe. Mein Auge war schon sehr an Sonnenschein und wahnsinnig grüne Natur gewöhnt. Hier ist doch alles noch recht nackig, aber ich freue mich irgendwie wieder auf richtige Jahreszeiten. In Indien ist zwar alles herrlich grün und auch gegen Sonnenschein habe ich nichts einzuwenden, aber so ein gewisser Wechsel und, dass man die Monate voneinander unterscheiden kann, hat doch auch was für sich. Aber einen super Vorteil hatte der ewige Juli in Indien natürlich: ich bin super braun im Gegensatz zu euch Käsegesichtern! :D Das ist noch einer der großen Unterschiede, hier sind alle Leute wieder so hell! Ein bisschen unangenehm noch fürs Auge, aber ich bin mir sicher, dass ich mich schnell wieder daran gewöhnen werde. ;)

Ihr merkt also, dass ich gerade dabei bin Deutschland wieder neu für mich zu entdecken. Und ich muss sagen, dass es mir doch eigentlich ganz gut gefällt. Pullover tragen und mit einer (bzw. zur Zeit eher drei) dicken Decke(n) zu schlafen hat auch etwas für sich! Bis nächste Woche Mittwoch werde ich noch in meiner Heimat Rinteln bleiben, bevor es dann auf nach München und die neue Zukunft geht.
Es fühlt sich noch alles recht verrückt und unwirklich an, aber ich bin mir ganz sicher, dass sich das Gefühl bald legen wird. Ich werde versuchen noch ein paar versäumte Berichte nachzulegen. Versprechen kann ich allerdings nichts, da jetzt einiges anderes, wie zum Beispiel Jobsuche, auf mich zukommt.

Ich danke allen, die mich in dieser tollen Zeit unterstützt haben und auch fleißig meine Berichte gelesen habe. Ich habe mich immer sehr über das positive Feedback gefreut und hoffe, dass ich euch einen kleinen Einblick in meine MaZ-Erlebnisse geben konnte.

Bis bald!
Alles Liebe!
Eure പ്രിയ 

Freitag, 10. Februar 2012

Frohes Neues!?

Hallo meine Lieben!
Mein Weihnachtsstern - der einzig wahre! :) 
Ich weiß, lang lang ist es her, dass ihr etwas von mir gehört habt. Kaum ist hier was los und ich habe endlich einen geregelten Tagesablauf und schon bleibt zu wenig Zeit und Energie für den Blog.

So langsam läuft mir hier die Zeit davon und ich dachte mir, dass es nun wirklich dringend an der Zeit ist, dass ich euch mal wieder auf den neusten Stand bringe. Als letztes hatte ich von meinen weihnachtlichen Vorbereitungen berichtet. Bei euch ist nun der Winter angekommen und wie ich hörte auch im vollsten Ausmaß. Hier beginnt gerade der Sommer und noch weiß ich nicht ob mir das so gefällt. Wir haben mittlerweile tagsüber an die 33 Grad und nachts kühlt es auch nicht mehr ganz so runter. Vorgestern war es vom Wetter vergleichbar mit dem Gefühl im Sommer vor einem Gewitter.. nur, dass hier einfach kein Gewitter kam. Es war also sehr drückend und unangenehm! Geregnet hat es auch seit Weihnachten nicht mehr. Ich weiß gar nicht mehr genau wie sich schlechtes Wetter anfühlt und Kälte erst recht nicht! Drückt mir die Daumen, dass Mitte März die Sonne scheint und die Temperaturen bei über 20 Grad liegen. (Die empfinde ich hier übrigens schon als kalt :) )

Die Krippe - übrigens von meinem Cousin selbstgebaut
Jetzt aber genug vom Wetter. Will euch ja nicht neidisch machen. ;) Weihnachten und Silvester habe ich wie geplant mit meiner Familie verbracht und es war zwar sehr anders als in Deutschland aber auch schön. Heilig Abend war ich erst einmal mit meinem Onkel auf einer Art Messe einkaufen und das kam mir schon mal so gar nicht weihnachtlich vor. Dort gab es jegliches elektronische Gerät was man sich so vorstellen kann. Ich habe mich tatsächlich zu dem Kauf eines Haarglätteisens hinreißen lassen und obendrein eine Massagehaarbürste und die Telefonnummer des Verkäufers bekommen. Natürlich nur für den Fall, dass etwas mit dem Gerät nicht stimmt. ;)
Immerhin wurde dann auch hier, zurück in Karikkattoor, gemeinsam die Krippe aufgebaut. Obwohl ich meinen Cousin davon abhalten musste einen Geparden und Tiger mit dazu zu stellen. Ich meine, was haben die bitte in Bethlehem verloren?? Wir wollen doch schon ein wenig beim Original bleiben. ;)
unser wunderschöner Weihnachtsbaum - 
wer braucht da noch einen echten?
Abends gab es dann Feuerwerk. Ich musste mittlerweile feststellen, dass die Inder es lieben zu jedem, auch dem kleinsten, Fest Feuerwerke zu veranstalten. Und ich bin sehr sehr froh, dass wir in Deutschland gewisse Verbote haben was die Lautstärke angeht!! Aber hier gilt einfach: Je lauter desto schöner!
Anschließend fand dann eine kleine Bescherung statt. Also eigentlich bekam hauptsächlich ich Geschenke. Unter anderem ein wunderschönes Jesus-Maria-Wackelbild. (Ich habe es „aus Versehen“ bei ihnen vergessen. ;) ) Meine Cousins und Cousine hatten schon im Laufe des Tages eine Kleinigkeit von ihrem Vater erhalten. Und bekamen dann natürlich als großes Highlight das Monopoly geschenkt. Ich kann nur sagen, dass Monopoly spielen überall gleich zu sein scheint. Es gibt immer mindestens einen Spieler, vorzugsweise der jüngste, der in keiner glücklichen Situation ist und zwischendurch mit den Tränen zu kämpfen hat, eventuell kurz davor steht das ganze hinzuwerfen, ihm aber davor noch 1000 Kredite gewehrt werden obwohl man genau weiß, dass es eh wenig Sinn macht und das Ziel des Spieles ja auch ist, dass bis auf einen alle bankrott gehen. Dann gibt es außerdem noch diejenigen, die ihr gesamtes Geld auf einen Haufen schmeißen, sodass niemand genau sehen kann wie viel Geld derjenige besitzt 
Monopoly!! 
(meistens weiß er es selbst nicht so genau). Und dann gibt es noch den Glückspilz der Runde, der irgendwie alle guten Straßen bekommt, nie viel bei anderen bezahlen muss, ständig durch Ereigniskarten noch reicher wird und als erster anfängt Häuser zu bauen, sodass alle anderen einen gewissen Hass entwickeln und jedes Mal zittern wenn sie an den Gebäuden vorbei kommen, die sich mittlerweile in Hotels verwandelt haben. Aber wir hatten auf jeden Fall unseren Spaß! :)


Weihnachtsfrühstück
Kurz vorher habe ich meinen jüngeren Cousinen noch „Rudolph the rednosed reindeer“ und „Jingle Bells“ beigebracht. Sie stehen total auf diese Lieder und ich musste ihnen schon klar machen, dass sie nur bis Weihnachten auszuhalten sind und danach leider wieder ein knappes Jahr warten müssen. Unserem Publikum hat unsere Darbietung auch sehr gefallen. :) Etwas traurig war ich nur, als ich dann nach der Mitternachtmesse hier (leider gar nicht mein Geschmack) mit meiner Familie in Deutschland telefoniert habe. Nicht dabei sein zu können und zu wissen, dass sie gerade alle zusammen sitzen und ich nicht dabei sein kann war schon ziemlich traurig. Aber ich habe ein paar Tage nach Weihnachten ein Paket von meiner Mutter bekommen. Mit ganz vielen verschiedenen weihnachtlichen Süßigkeiten. Zwar sah das Päckchen aus als wäre es schon mindestens 10 Mal benutzt worden und der Zoll hat wirklich jedes einzelne Geschenk aufgeschlitzt, aber es war noch alles drin und ich muss sagen, dass ich mich noch nie so sehr über ein Paket gefreut habe!

Raketen, ne? 
Heimweh hatte ich dann auch an Silvester. Zumal in Indien das neue Jahr auch 4,5 Stunden früher als in Deutschland begrüßt wurde. Normalerweise feiert meine Familie hier gar kein Silvester. Aber meinetwegen haben sie da eine Ausnahme gemacht und ich habe mich im Vorfeld darum gekümmert, dass wir ein wenig zu knabbern haben und auch ein paar Raketen und Wunderkerzen. Ich glaube, dass wir die einzigen im ganzen Ort waren, die gefeiert haben. Wir haben laut Musik gehört, getanzt, Uno gespielt (kostet hier übrigens grandiose 1,50 Euro) und dann um Mitternacht mit Traubensaft mit Kohlensäure angestoßen und laut „Happy New Year“ gerufen. Ich hoffe es ist in Deutschland angekommen! Es war auf jeden Fall besser als ich erwartet hätte, aber ich hätte doch lieber mit meinen Freunden gefeiert und mit echtem Sekt angestoßen! Aber mittlerweile kann ich ja sagen: Dieses Jahr wieder! :)

Ich mache hier mal eine Zwischenpause und schreibe dann in einer Fortsetzung vom Besuch meiner Eltern, einer indischen Hochzeit und einem super tollen Zwischenseminar in Tamil Nadu mit anderen Freiwilligen hier in Indien.

Ich hoffe es geht euch allen gut und ihr seid noch nicht eingefroren!! Ich habe mich hier super eingelebt und bin schon sehr traurig wenn ich an meinen Abschied in 1,5 Wochen denke! Freue mich aber natürlich auch sehr sehr auf den gemeinsamen Urlaub mit meinem Freund und darauf wieder nach Hause zu kommen!!

Happy New Year! 
Liebe Grüße aus Vettimukal!

Eure പ്രിയ 

Freitag, 23. Dezember 2011

Let it snow...

Hallo meine Lieben!

Weihnachtsmann in pink 
Ich sitze gerade in meinem Zimmer und habe auf meinem Netbook Weihnachtsmusik laufen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie seltsam es ist sich anfühlt „I'm dreaming of a white christmas“ und so weiter anzuhören. Hier kann man so lange träumen wie man will, weiße Weihnachten wird es wohl nie geben. Draußen scheint die Sonne und wir haben an die 30 Grad im Schatten. Die Palmen bewegen sich im leichten Wind und über mir dreht sich der Ventilator. Alles wirklich nicht sehr weihnachtlich.

Preethi und ich  

Mariya hängt ihre Schneeflocke auf
Ich vermisse die Vorweihnachtszeit in Deutschland und ich glaube ich war mir noch nie so darüber bewusst wie toll ich die ganzen Kleinigkeiten finde. Angefangen vom Adventskalender, der unglaublichen Auswahl an Weihnachtsgebäck und Süßigkeiten in den Supermarktregalen, jeden Sonntag eine Adventskerze anzuzünden, der Duft von selbstgebackenen Plätzchen, auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein trinken, sich freuen von der Kälte ins Warme zu kommen, unter einer dicken kuscheligen Decke schlafen, die Weihnachtsdekorationen überall, der erste Schnee, wie schön alles aussieht und wie ruhig es ist, die Hektik noch die letzten Geschenke zu besorgen bis hin zum Heiligen Abend mit den ganz eigenen Traditionen im Kreise der Familie. Wenn ich an all die ganzen Sachen denke werde ich schon ein wenig traurig. Da ist es doch recht hilfreich, dass hier einfach sehr wenig an die mir bekannte Weihnachtszeit erinnert.

Sevagram-Jungs mit ihren Schneeflocken
Hier bin ich selbst ein wenig dafür verantwortlich mich in Stimmung zu bringen. Deswegen habe ich mich entschieden ein wenig Weihnachtsdekoration, teilweise gemeinsam mit den Kindern, zu basteln. Ich habe mir Tonpapier besorgen lassen, welches zwar ein wenig dünner als das unsere ist, aber für meine Zwecke recht es vollkommen aus. Außer, dass es leider kein rot gab, sodass der Weihnachtsmann in diesem Jahr pink trägt. Wer hat denn auch gesagt, dass er sich modisch nicht etwas weiterentwickeln kann. ;) Okay, ich gebe es ja zu. Ich bin selbst noch nicht für diesen Schritt bereit und habe das pinke Papier rot übermalt.
Entschieden habe ich mich, neben dem Weihnachtsmann, für die Motive Schneemänner, Sterne und Schneeflocken. Mir ist erst im Nachhinein klar geworden, dass hier fast niemand etwas mit Motiven, die mit Schnee zu tun haben, anfangen kann. Die Schneemänner, die ich gebastelt habe wurden zum Beispiel von einem der Kinder für Katzen gehalten und die Schneeflocken sind dann eben weiße Blumen. Aber allen gefällt die Dekoration und das ist ja die Hauptsache.

"Katze" und Jibbin
Wohingegen in Deutschland die Häuser teilweise mit Schmuck überladen sind, sind sie hier eher zurückhaltend mit einzelnen Weihnachtssternen geschmückt. Diese ähneln denen, die man auch auf deutschen Weihnachtsmärkten kaufen kann. Nur sind sie an den indischen Geschmack angepasst und meistens in recht knalligen Farben, mit Glitzer oder recht pompös gestaltet. Man kann in Geschäften aber auch Plastikweihnachtsbäume, Anhänger und gruselige Weihnachtsmannmasken kaufen.


indischer Weihnachtsmann
Am 20.12 wurde ich von der Ankunft zweier Busse aus Pala überrascht. Diese brachten Schüler zweier Schulen mit, die allesamt aus der achten Klasse waren. Jedes Jahr kommen zur Weihnachtszeit („normale“) Kinder zur Sevagram Special School und bieten ein kleines Weihnachtprogramm. Eingeleitet wurde das ganze von einem als Weihnachtsmann verkleideten Jungen, der auch eine dieser besagten Masken aufgesetzt hatte. Es wurde gesungen, geschauspielert, getanzt und zwischendurch Süßigkeiten und Kuchen verteilt. Eine Gruppe von Mädchen sang eine Art Weihnachtmedley mit englischen Liedern. Das hat mich zum ersten Mal richtig an die Weihnachtszeit in Deutschland erinnert und mich doch ein wenig sentimental gestimmt. Etwas verwunderlich fand ich, dass die Schüler von außerhalb sehr unruhig waren, wohingegen meine Kids gebannt dem Geschehen auf der Bühne folgten und sich ruhig verhielten. Da ist man als Aunti doch ein wenig stolz! :)


 "Verschönerung" der Bühnendekoration
Den Nachmittag hielt ich mir dann für Weihnachtseinkäufe frei. Richtig gehört, ich habe wirklich Geschenke für meine Familie eingekauft und zwar im lieben Internet. Ein bekanntes Internetgeschäft, das fast jeden Artikel führt, hatte auch für mich seine Tore geöffnet und ich muss sagen, dass die Einkäufe fast genauso anstrengend und langwierig waren wie wenn ich mich in Deutschland in die realen Geschäfte begeben hätte. Ich finde es wirklich toll, dass ich auch von hieraus auf meinen deutschen Acount zugreifen kann und somit wie vor Ort einkaufen kann. Besonders gespannt bin ich daurauf was mein Opa dazu sagen wird, wenn er wie jedes Jahr seinen traditionellen Familien-Fotokalender erhält!
in der Bastelwerkstatt 

Den 21.12. verbrachte ich in meinem privaten Bastelbüro. Eigentlich habe ich fast nichts anderes betrieben als gebastelt und gebastelt, zwischendurch das Gebastelte aufgehängt und richtig.. weiter gebastelt. Gemeinsam mit einigen Kindern und Schwestern wurde dann das Auditorium für die Weihnachtsfeier am nächsten Tag geschmückt.

"Weihnachtsparty"
Abends gab es ein kleines Fest. Es war ja schließlich der letzte Abend vor den 10-tägigen Weihnachtsferien und hierfür wurde traditionell ein großer Kuchen angeschnitten und es gab ein kleines Bodenfeuerwerk und ganz viele Wunderkerzen. Es hat sich fast ein wenig wie ein verfrühtes Silvester angefühlt und mich meine Familie und Freunde vermissen lassen. Aber gleichzeitig war es so toll die Kinder zu beobachten. Was sie für eine Freude an dem Spektakel hatten und einige von ihnen waren erschrocken und verzückt zur gleichen Zeit. Solche Momente lassen das MaZ-Herz schon ein wenig höher schlagen.


Feuerwerk
Den letzten „Schultag“ wurden alle Kinder für ihren anstehenden Bühnenauftritt geschminkt und verkleidet und die meisten Eltern fanden ihren Platz im Publikum. Angesetzt war das ganze von 10-11 Uhr. Allerdings wurde daraus 10:30-12:30 Uhr. Mittlerweile bin ich aber an diese Verspätungen und Verlängerungen gewöhnt und kann es aushalten. ;) Alles in allem war es ein schönes, buntes und auch ein wenig kitschiges Programm und ich durfte mit „Rudolph the rednosed Reindeer“ auch ein Lied beisteuern. Es wurde mal wieder gesungen, getanzt und geschauspielert. Natürlich war es nicht perfekt, aber das brauchte es auch nicht, denn es war toll die Kinder bei ihren Talenten zu beobachten und ein wenig indisches Weihnachtsgefühl aufkommen zu lassen.
Tanz von den Kindern
Anschließend gab es noch eine Kleinigkeit zu essen und der große Aufbruch begann. Nur ein einziger Junge stand weinend in der Ecke. Es war keiner aus seiner Familie gekommen und es war unsicher ob überhaupt jemand kommt. Es brach mir fast das Herz ihn so zu sehen und ich konnte gut nachvollziehen wie schlimm es sich anfühlen muss immer der einzige zu sein, der zu den Ferien nicht von seiner Familie abgeholt wird. Schon die letzten Ferien verbrachte er nicht zu Hause sondern mit einem der Priester. Es lässt sich für mich nicht nachvollziehen wie man sein Kind, und dazu noch ein wirklich liebes und unauffälliges, nicht zu sich holen mag. Es liegt auch nicht daran, dass die Familie kein Geld hätte oder ähnliches. Da fragt man sich doch wer da „abnormal“ ist. Ich hoffe sehr, dass er noch abgeholt worden ist und, dass er schöne Ferien haben wird.
Mittlerweile bin ich auch wieder im Kreise der Familie und es fühlt sich gut an. Ich bin sehr gespannt wie sich die Feiertage hier gestalten werden und ich bin froh, dass ich soweit weg von meinem eigentlichen Zuhause doch irgendwie zu Hause feiern kann.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen und noch einmal auf den Solidaritätsfond der Steyler Missionare aufmerksam machen. Es wäre wirklich eine tolle Sache wenn der ein oder andere ein Paar Euros beisteuern würde. Mittlerweile habt ihr ja aus meinen Berichten lesen können was es bedeutet „Missionar auf Zeit“ zu sein und es ist wirklich eine tolle und einmalige Gelegenheit, die man unterstützen sollte! Vielen lieben Dank an alle, die sich beteiligen!
Hier noch einmal alle wichtigen Daten:

Empfänger: Steyler Mission
Kontonummer: 110 09
Bankleitzahl: 386 215 00
Bank: Steyler Bank
Verwendungszweck: MaZ-Solifond / Priya Linke
(Bei Benötigung einer Spendenquittung bitte unter Verwendungszweck zusätzlich die eigene Adresse mit angeben!)

Ich wünsche euch von Herzen eine schöne Weihnachtszeit, lasst euch reich beschenken und es euch gut gehen!!
Eure പ്രിയ 

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Sevagram Special School...

...oder mein neues Zuhause II

Hallo meine Lieben!
Nach den eher negativen letzten Artikeln, möchte ich euch ein wenig in meine neue Umgebung einführen. Wie ihr ja wisst habe ich vor ein paar Wochen meine Einsatzstelle gewechselt und wohne jetzt in Vettimukal.
hinten: Mariya Joy und Mariyamol
vorne: Richu, Priya und Josna

Vettimukal ist ein kleiner Ort, der zu Ettumanoor gehört und im Kottayam Distrikt liegt. Einem Nachbarn des Idukki Distrikts, in dem ich vorher gewohnt habe.
Sevagram ist der Name des Internats für geistig behinderte Kinder und Jugendliche, in dem ich jetzt tätig bin. Kinder und Jugendliche ist hier ein sehr dehnbarer Begriff, denn die Altersspanne liegt hier zwischen 5 und 42 Jahren. Insgesamt leben hier ca. 46 Kinder, drei Ordensschwestern, drei Priester, eine Physiotherapeutin, ein paar Angestellte und meine Wenigkeit.
die einzelnen Apartments 

mein neues Zimmer
Gegründet wurde die Schule vor 20 Jahren von dem in Deutschland lebenden indischen Priester Jacob Daniel. Man sieht dem Gelände den ausländischen Einfluss auf jeden Fall an und auch mein Zimmer lässt sehr an Europa erinnern. Insgesamt sind auf dem Gelände folgende Gebäude zu finden: das Schulgebäude mit sechs Klassenzimmern, jeweils ein Wohngebäude für die Mädchen (dort leben auch die Ordensschwestern, Physiotherapeutin, Angestellten und kleineren Kinder) und die Jungs, ein Speisesaal (die Priester und ich essen in einem abgetrennten Raum) mit angrenzender Küche und Speisekammer, der Ashram (Wohnhaus der Priester, Büro und meine Unterkunft) und eine Kapelle, die sechseckig ist und ich in dieser Form noch nie in Indien gesehen habe.
"Mädchenwohnheim"

Das Gelände ist an einem Hügel gelegen und recht weitläufig angelegt. Es ist eine sehr ruhige Gegend, abgelegen von der Hauptstraße und von vielen Pflanzen und Plantagen umgeben.
Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich kann euch mittlerweile sogar einen Tagesplan präsentieren! :)
Der Vormittag gestaltet sich von Montag bis Freitags wie folgt. Um 7:30 Uhr gibt es Frühstück. Davor bleibt es mir freigestellt am Gottesdienst um 6:30 Uhr teilzunehmen, gemeinsam mit den Priestern Zeitung zu lesen oder einfach länger zu schlafen. Meistens werde ich aber eh von den „Gesängen“ aus der Kapelle geweckt, da diese auf gleicher Höhe wie mein Zimmer liegt. Die ersten Male hatte ich das Gefühl mit meinem Bett mitten im Geschehen zu liegen, so laut war es. Aber ich habe herausgefunden, dass der Ventilator, wenn ich ihn einschalte, vieles der Geräusche schluckt und so lasse ich ihn zumeist laufen.
Sportplatz
Nach dem Frühstück habe ich dann Freizeit, die ich für verschiedene Dinge nutze wie z.B. Wäsche waschen. Ich kann es selbst kaum glauben, aber: Wir haben hier eine Waschmaschine!! Diese ist wirklich ein Segen und wenn ich die Wäsche vormittags aufhänge, kann ich sie meistens nachmittags schon wieder trocken abnehmen. Und das gilt sogar für Jeans! :)
Um 9:45 mache ich mich dann meistens auf den Weg die Kinder zur Schule zu begleiten. Diese Stellen sich dann für den täglichen Morgenappell auf, singen ihre Schulhymne, werden gezählt und machen verschiedene Übungen. Anschließend geht es dann in die Klassen. Es gibt vier verschiedene Klassenstufen, die nach Alter und Intelligenz eingeteilt sind, in Preprimary, Primary, Secondary und Vocational Class.
beim Morgenappell in Schuluniform
Am Anfang dachte ich, dass auch hier normaler Unterricht stattfindet. Aber das ist nicht der Fall und würde wahrscheinlich auch nicht funktionieren. Der Unterricht hat mehr den Effekt der Beschäftigung als des Lernens. So werden verschiedene Wörter auf Malayalam oder Englisch aufgeschrieben oder einfachere Matheaufgaben gelöst, die je nach Kind einen unterschiedlichen Schweregrad aufweisen. In der Preprimary gibt es eigentlich gar keinen Unterricht, da die Kinder nicht die Auffassungsgabe haben und zudem teilweise auch gar nicht verbal kommunizieren können. Dort wird mit den Kindern gespielt, wobei Bälle das Interesse der meisten Kinder dort wecken, die allesamt Jungs sind.
Blick vom Dach auf eine angrenzende Bananenplantage 
Eine konkrete Aufgabe habe ich hier nicht. Zur Zeit gehe ich mit in die Klassen und führe ein wenig Einzelbetreuung durch, die mit nur einem Lehrer nie sonst möglich wäre. Außerdem übernehme ich die Betreuung einer Klasse, sobald ein Lehrer ausfällt. Es ist ein gutes Gefühl helfen zu können und ich glaube auch, dass die Kinder dankbar für meine Aufmerksamkeit sind, die ich ihnen schenke.
Die älteren Bewohner des Internats stellen u.a. Kerzen her
Um halb 1 Uhr gibt es dann Mittagessen und anschließend ist eine Mittagspause bis um 2 Uhr. Nachmittags wird dann erst in den Klassenräumen gespielt. Es gibt verschiedene Puzzle, einfache Brettspiele und Malutensilien. Die Kinder spielen recht selbstständig, sodass ich mich ihrem Spiel einfach nur anschließe. Anschließend geht das Spielen draußen weiter. Es gibt ein Basketballfeld, auf dem auch Fußball gespielt wird. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit Federball zu spielen und auf den Spielplatz zu gehen. Ich bin froh, dass man hier auch ein wenig sportlich tätig werden kann, da man sonst doch sehr viel herum sitzt und keine Bewegung bekommt.
Um halb 4 begleite ich dann, nachdem sich nochmal auf dem Hof aufgestellt wurde und die 
die Kapelle
Nationalhymne „gesungen“ wurde, die Kinder und Jugendlichen zum Nachmittagssnack und trinke selbst meistens einen Kaffee. Anschließend habe ich die Wahl mich zurückzuziehen oder ab 5 Uhr noch einmal zu den kleineren zu gehen mit ihnen fern zu schauen oder mit ihnen zu spielen. Um 7 Uhr ist dann Rosenkranzgebet in der Kapelle, an dem ich auch freiwillig teilnehmen kann und um 7:30 Uhr gibt es dann schon wieder Abendessen. Nach dem Essen setze ich mich seit ein paar Tagen mit der Physiotherapeutin Preethi und Schwester Rita zusammen. Wir haben einen „Language-Club“ gegründet, in dem ich mein Malayalam aufbessern kann und sie ein wenig deutsch lernen.
Marchingband-Probe 
 Ich hoffe sehr, dass wir das abendliche Treffen weiter beibehalten! Ich habe doch noch Hoffnung wenigstens ein wenig besser Malayalam zu lernen. Durch die Kinder komme ich jetzt aber auch wenigstens zum Sprechen. Die können nämlich fast gar kein Englisch und wenn ich mich also verständigen möchte, d
ann muss ich mir mit meinen Brocken Malayalam weiterhelfen. Aber es klappt soweit und die Kinder scheinen meistens zu verstehen was ich sage. Wenn ich mal mit ihnen schimpfen muss, dann mache ich das meistens auf deutsch. Man kann nirgends böser klingen als in der eigenen Muttersprache und der Klang ist schließlich wieder international!
Klassenraum mit einigen Schülern und Lehrerin
Ich habe hier jetzt zwar einen vorgeschriebenen Zeitplan, aber ich habe doch viel mehr Möglichkeiten etwas zu tun. Die Priester haben mich beispielsweise auch sofort alleine mit dem Bus fahren lassen und trauen mir mehr zu als die Schwestern in Moolamattom. Diese waren jeder Zeit besorgt, dass mir unterwegs etwas zustoßen könnte und haben mir viel meiner Freiheit genommen. Es ist auf jeden Fall ein tolles Gefühl nun endlich mehr Freiraum und Selbstständigkeit zugesprochen zu bekommen.
Ich hoffe ihr konntet einen kleinen Einblick in meinen neuen Alltag bekommen und ich bin 
Physiotherapeutin Preethi bei der Arbeit
mir sicher, dass es hier noch einige Geschichten gibt, die sich erzählen lassen! :) Allgemein bin ich sehr froh, dass ich mich zu dem Wechsel entschieden habe. Kontakt nach Moolamattom zu den Schwestern besteht auch weiterhin. Ich war sie schon besuchen und spätestens im Januar werde ich noch einmal mit meinen Eltern dort vorbeifahren.
Nächste Woche werde ich wieder nach Karikkatoor zu meiner Familie fahren. Schließlich ist nächste Woche Samstag schon Heilig Abend. Verrückt! Über die Feiertage ist die Schule für 10 Tage geschlossen und alle Kinder gehen nach Hause. Für mich also auch eine tolle Gelegenheit mal wieder einen Familienbesuch abzustatten!

Ach ja, für alle die mir gerne Post zukommen lassen möchten, hier meine neue Adresse:

Sevagram Special School
Priya Linke
Vettimukal P O
Ettumanoor, Kottayam District 686631
Kerala, India

Ich freue mich natürlich über jede Art von Post! :)

Liebe Grüße und weiterhin eine besinnliche Vorweihnachtszeit!
Eure Priya
Schwester Rita und Mathew
P.s. Die Schule hat auch eine eigene Homepage: www.sevagram.in

Sonntag, 11. Dezember 2011

Katastrophenalarm oder Medienhype?

Hallo meine Lieben!

Zur Zeit gibt es in den hiesigen Medien fast nur ein Thema: Der Mullaperiyar-Damm droht zu brechen!
Dieser Damm ist Keralas größter Damm und führt nach Angaben aus dem Internet 443 Millionen m³ Wasser. Wenn er tatsächlich brechen sollte sind zehntausende von Menschen in Gefahr und ein Drittel Keralas könnte unter Wasser stehen. Unter anderem auch der Kottayamdistrikt, in dem ich wohne.

Kerala vorher - nachher 

Die Situation ist deshalb so gefährlich, da der, noch aus Zeiten der englischen Kolonie stammende Damm schon vor ca. 60 Jahren hätte erneuert werden müssen. Dieser ist nämlich mittlerweile schon 116 Jahre alt und besteht demnach aus völlig veraltetem Material. In der letzten Zeit hat es in der Region vermehrt Erdbeben gegeben, die unter anderem auch in Moolamattom spürbar waren. In der Dammmauer ist ein Riss und zu allem Übel hat es unüblicherweise sehr viel geregnet und der Damm führt zur Zeit mehr Wasser als er eigentlich tragen kann. Alles wirklich keine günstigen Faktoren.

Die Keralesen wollen schon seit vielen Jahren einen neuen Damm bauen, doch leider hängen an der ganzen Sache Verträge mit Tamil Nadu und die Tamilen sind strikt gegen den Bau. Zwar ist der Damm geographisch gesehen in Kerala, doch ist die Nutzung in Tamil Nadus Hand. Eine Erneuerung des Dammes würde auch eine Erneuerung des Vertrages bedeutet, was wiederum eine Erhöhung der Zahlungen an Kerala zur Folge hätte. Was interessieren einen da Menschenleben, wenn es doch um Geld geht?

Mullaperiyar Damm 

Die Frage ist für mich, wie ernst ist die Lage wirklich? Die oben beschriebenen Umstände sind Fakten. Doch wie gefährlich ist es? Oder wird aus der Sache etwas Großes gemacht, damit die Tamilen endlich nachgeben einen neuen Damm zu bauen? Wie groß ist die Wassermenge und würde die Tsunamie ähnliche Welle im Ernstfall auch Vettimukal mitreißen?

Als ich davon durch Zufall mitbekommen habe, ist in mir zunächst einmal Panik aufgekommen. Ich habe Bilder gesehen, auf denen gezeigt wird, welcher Bereich unter Wasser stehen würde und das wären, sollte man dem ganzen Glauben schenken, 5 Distrikts, in denen an die 3,5 Millionen Menschen leben. Ich komme mir, wenn ich an die Situation denke, vor, als wäre ich in einem schlechten amerikanischen Katastrophenfilm und doch ist es die Realität. Man malt sich im Kopf die schlimmsten Szenen aus und fragt sich was man im Fall der Fälle tun würde.

So könnte ein Filmplakat des ganzen aussehen

Die Inder gehen an die Sache sehr gemächlich heran. Ich habe mal gefragt, ob sie denn keine Angst hätten und ich bekam die Antwort: Wenn es passiert, dann passiert es. Zu Beginn habe ich nicht verstehen können wie man in dieser Lage so reagieren kann. Aber mittlerweile kann ich es ansatzweise nachvollziehen. Was sollen die Leute denn hier machen? Panik verbreiten und fliehen? Die Möglichkeit haben die meisten Menschen hier gar nicht. Was ist denn auch mit der Arbeit, dem Haus und allem weiteren? Was vor allem wenn gar nichts weiter passiert? Wirklich sicher ist es erst wenn der neue Damm steht und der Bau würde auch mehrere Jahre brauchen. Ich habe mich ein wenig von der ruhigen Art der Keralesen anstecken lassen. Wäre ich vor einer Woche noch gerne ins Flugzeug gestiegen, verdränge ich zur Zeit die Gefahr und bete einfach, dass nichts passieren mag.

Es bräuchte zumindest ein stärkeres Erdbeben um den Damm zum Brechen zu bringen und dann besteht noch die Hoffnung, dass der nächste Damm, der Idukki-Damm, das Wasser halten kann. Aus diesem wird zur Zeit Wasser abgelassen. Aber irgendwie zweifel ich doch sehr daran, dass er es tun würde.
Mir wurde berichtet, dass das Wasser bis hier her ca. 5 Stunden brauchen würde und doch könnte man wahrscheinlich eh nichts machen, da alle zur gleichen Zeit in ihr Auto steigen würden und versuchen würden, von hier wegzukommen.

Mullaperiyar Damm

Was mich wirklich wütend macht, ist das Verhalten des Nachbarstaates. Ich kann es einfach nicht verstehen, dass man Menschen, die außerdem genauso Inder sind wie sie, in Gefahr  bringen kann und in so einer Situation auch noch überlegen muss etwas dagegen zu tun! Zur Zeit finden immer wieder neue Verhandlungen statt und zu einem Ergebnis kamen sie bislang dennoch nicht. Am 15. oder 16.12. findet dann eine größere Sitzung statt. Ich bin gespannt was diese ergibt. Es wird auf jeden Fall langsam Zeit, dass etwas getan wird. Ungefährlicher wird die Situation nämlich ganz sicher nicht.

Streik für einen neuen Damm

Im Moment bin ich so weit, dass ich hier bleiben werde. Wenn allerdings meine Angst zu groß wird und die Situation ernster wird, dann werde ich, "bevor alle Dämme brechen", vorzeitig nach Deutschland zurückkehren.

Macht euch bitte keine größeren Sorgen um mich! Betet einfach dafür, dass die Katastrophe ausbleibt, rechtzeitig eine Lösung gefunden und ein neuer Damm gebaut wird!

Alles Liebe und eine schöne Adventszeit!
Eure പ്രിയ 

Dienstag, 29. November 2011

Herausforderungen des Alltags Teil 4:

krank sein...

Hallo meine Lieben!
Ihr habt mal wieder schon länger nichts von mir gehört. Das liegt zum einen daran, dass ich ja den Einsatzortwechsel hinter mir habe und zum anderen daran, dass ich seit einer Woche krank bin und mich eigentlich nicht sehr nach schreiben fühle.

Krank zu sein, das ist nie schön und wenn es einem schlecht geht dann hat man am liebsten sein eigenes Zuhause um sich herum und vertraute Menschen, die sich um einen kümmern. Wenn es schlimm ist, besucht man zudem noch den Arzt seines Vertrauens, der einem dann auch die Medizin unseres Vertrauens verschreibt. Wir gehen einfach nach dem Arztbesuch noch kurz in der Apotheke vorbei und verkriechen uns dann möglichst schnell wieder im kuscheligen Bett und hoffen auf Besserung, die meistens nach ein paar Tagen auch eintritt.

Für was diese Tablette gut ist weiß ich nicht, geschluckt habe ich sie trotzdem

Im Ausland krank zu sein, und dann auch noch weit weg von allem Vertrauten, kann ziemlich schwer sein. Aus verschiedenen Gründen.
Ein Grund ist einfach, dass man trotz eines schönen eigenen Zimmers sich nicht richtig wie zuhause fühlt. Alles fühlt sich anders an und auch die Bettwäsche duftet anders als sonst. Man bewegt sich nicht so frei und man hat nicht alles wie gewohnt zur Hand.
Ein zweiter Grund ist, dass man niemanden hat, der sich so um einen kümmert wie man es vom eigenen Heim gewöhnt ist. Zwar gibt es auch hier Menschen, die um das Wohl des Kranken bemüht sind und sich Sorgen machen und doch ist man sich natürlich fremder als Familienmitglieder oder Freunde. Telefonate helfen da leider nur wenig. Sie sind für den Moment ein willkommener Seelenstreichler, aber ab dem Zeitpunkt, an dem die Leitung wieder tot ist, fühlt man sich manchmal noch einsamer und trostloser als zuvor. Man sehnt sich schrecklich nach vertrauten Gesichtern und stellt eventuell die Reise in das fremde ferne Land in Frage.

Drittens kann man hier nicht mal eben zu seinem Hausarzt gehen. Zumeist wird man gleich ins Krankenhaus gebracht und auch wenn man sich dagegen sträubt, macht einem der nicht europäische Standard Sorgen. Es ist zwar alles reinlich und auch das Personal scheint zu wissen was es tut, schließlich haben auch sie eine normale Ausbildung gemacht und die hiesigen Patienten werden auch geheilt. Und doch denkt man viel mehr an irgendwelche Keime, die einen zusätzlich befallen könnten und auch daran, dass die Nadel, die einem gerade in die Vene geschoben wird vielleicht nicht ganz steril ist.
Medikamente in der typischen Verpackung
Ein weiterer Punkt beim Arzt ist, dass so gut das eigene Englisch auch ist, es nun mal nicht die Muttersprache ist und einem medizinische Fachbegriffe nur selten im relevanten Moment einfallen. Für den Begriff Magenschmerzen reicht es vielleicht noch aus, aber wie ist es mit weiteren Wörtern, die beispielsweise die Art des Schmerzes beschreiben?
Es wird einem zwar irgendwie erklärt was die vorläufige Diagnose ist und doch geht man unwissend zur Krankenhausapotheke und holt die verschrieben Medikamente ab. Hier ist das nächste Problem. Man hat zwar eine Palette Tabletten und ähnliches verschrieben bekommen und doch weiß man eigentlich gar nicht genau wogegen diese wirken. In Deutschland würde man in diesem Fall einfach den Beipackzettel lesen. Hier hingegen bekommt man die benötigte Anzahl an Tabletten im Streifenfilm in ein braunes Tütchen, mit den Einnahmezeiten beschriftet, verpackt und in die Hand gedrückt. Von einem Zettel, auf dem die Inhaltsstoffe, Nebenwirkungen und Einsatzbereiche vermerkt stehen, fehlt jede Spur. Man schluckt also alles wie vorgegeben und hofft auf Besserung.

Ich habe jetzt schon seit einer Woche mit Magenschmerzen zu kämpfen, die trotz der Medikamente nicht verschwinden wollen. Und irgendwie will ich auch nicht daran glauben, dass es auf einmal vom Essen kommen soll, wo ich schon drei Monate lang ohne jegliche Schwierigkeiten die hiesige Nahrung zu mir nehme.
Der Zeitpunkt der Krankheit hätte mal wieder nicht schlechter kommen können. Ich weiß, dass es nie einen richtigen Zeitpunkt fürs krank sein gibt und trotzdem ist es jetzt echt schlicht ergreifend blöd und unpassend. Ich habe vor gerade mal zwei Wochen die Einsatzstelle gewechselt und schon bin ich die zweite Woche davon krank. Eigentlich ist hier alles toll und ich habe endlich das Gefühl eine Aufgabe zu haben und kann einfach nicht, weil mir meine Gesundheit einen Strich durch die Rechnung macht.
Ein kleiner Trost: Früchtetee aus Deutschland
Die oben beschriebenen Punkte treffen natürlich alle auf mich zu und dazu kommt noch, dass ich hier einfach nicht weiß was ich bei Magenschmerzen essen kann. In Deutschland würde ich es so wie immer machen. Pfefferminz- oder Kamillentee trinken und dazu Salzstangen, Knäckebrot und Zwieback knabbern bis es mir wieder besser geht und ich mich an eine leichte Suppe herantraue. Hier habe ich nur den Früchtetee von zu Hause oder schwarzen Tee zur Verfügung und Gebäck ohne Zucker scheint es hier auch nicht zu geben. Ich schlage mich zur Zeit mit getoastetem Weißbrot (über das ich schon ungemein glücklich bin!), gesüßtem Zwieback und Reissuppe (Reis und Wasser) ohne alles herum.
Die Reaktionen meines Umfeldes reichen von Mitgefühl bis zu Unverständnis. Wobei das letztere natürlich nicht gerade hilfreich ist, wenn man sich eh schon nicht gut fühlt. Zum Beispiel wurden mir zu meiner Reissuppe gestern Abend Pickles (eingelegte saure und scharfe Zitronen) angeboten und über meine Ablehnung gelacht.

Ich habe jetzt für fünf Tage die verschriebenen Medikamente eingenommen und warte immer noch auf Besserung. Mein Magen schmerzt und ich fühle mich recht schwach auf den Beinen, was natürlich auch an meiner Zwangsdiät liegen könnte. Heute Abend werde ich von einer Cousine meiner Mutter, die ich bisher noch nicht kenne, zu sich nach Hause geholt. Sie ist Krankenschwester und hat mir angeboten mich aufzunehmen bis es mir wieder besser geht. Heute wird mal wieder gestreikt auf Keralas Straßen (langsam habe ich das Gefühl, dass das auch eine Art Hobby hier ist) und somit werde ich erst morgen einen Arzt aufsuchen können. Aber ich bin mal wieder sehr froh meine Familie vor Ort zu haben und hoffe einfach, dass es mir bald besser geht. Drückt mir die Daumen!

Ich hoffe, dass es euch allen gut geht und ihr euch bei der Kälte keine Erkältungen einfangt! Es ist verrückt, dass es schon Ende November ist. Man kann es sich hier einfach gar nicht vorstellen. Was vom Standpunkt des Heimwehs auch ganz gut so ist. ;) Hier haben wir den ewigen Juli und das wird sich bis zu meiner Heimkehr im März auch nicht viel ändern.

Der nächste Bericht steht eigentlich schon in den Startlöchern und wartet nur noch auf meine Genesung..Bis hoffentlich bald wieder!
Eure പ്രിയ