Dienstag, 4. Oktober 2011

Herausforderungen des Alltags Teil 3:

Unterwegs sein

auf Keralas Straßen
In Indien unterwegs zu sein ist immer wieder eine Herausforderung für sich. Und hierbei ist es auch ganz egal ob man mit dem Bus, dem Taxi, der Autoriksha fährt oder sich mit den eigenen zwei Beinen auf den Weg macht.

Der erste Unterschied zu Deutschland ist, dass hier in Indien kaum jemand ein eigenes Auto besitzt. Dies hat vor allem damit zu tun, dass man sich dies schlichtweg nicht leisten kann. Also bleiben nur die oben genannten Möglichkeiten. Am günstigsten ist man natürlich zu Fuß, dann der Bus, es folgt die Autoriksha und das Taxi ist natürlich mit Abstand am teuersten.

Versuchen wir es mal mit einem Beispiel: der Strecke von Moolamattom nach Muttom zum Rehabilitationszentrum. Laufen würde man die Strecke von 14km nie im Leben, würde man auch in Deutschland nicht und außerdem wäre es hierfür eindeutig zu heiß! Mit dem Bus kostet eine Strecke 9 Rupien (ca. 14 Cent), mit der Autoriksha ca. 150 Rupien (ca. 2,30 Euro) und mit dem Taxi 400 Rupien (ca. 6,15 Euro). Das sind auf jeden Fall krasse Differenzen.

So sehen hier die LKWs aus! Ein bisschen Kitsch muss sein ;) 
Kommen wir zum „Spazieren gehen“. Man sollte hierbei auf jeden Fall gut auf sich aufpassen! Denn den anderen Verkehrsteilnehmern ist es scheinbar gleichgültig, ob sie dich gleich über den Haufen fahren oder nicht. Deshalb sollte man immer darauf achten, dass man, wie in Deutschland auch, gegen den Verkehrsstrom, hier also auf der rechten Seite, läuft. Dabei möglichst wenig auf der Straße, auch wenn dies zur Folge hat, dass man mit seinen Flipflops durch jegliche Art von Schmutz und Müll läuft. Fußwege gibt es, außer in größeren Orten, nämlich keine. Netterweise wird man hier mit Hupen recht deutlich darauf aufmerksam gemacht, wenn man zu weit auf der Straße läuft.

Hupen ist neben dem Drängeln eine weitere Leidenschaft des Inders. Allerdings ist das Hupen von wirklicher Bedeutung. Hiermit wird zum Beispiel vor Kurven ein entgegenkommendes Fahrzeug gewarnt, Tiere und Menschen von der Straße gescheucht oder auch ein Überholen gekennzeichnet. Oft, so wirkt es zumindest, wird auch einfach nur so gehupt, um seine Macht auf der Straße zu demonstrieren. Je lauter desto besser!
Brücke mit Fahrradfahrer
Eigentlich sollte hier, dank der ehemaligen englischen Kolonie, auf der linken Straßenseite gefahren werden. Aber ich bin mir da oft nicht so sicher, ob das alle Inder so wissen. Die Straßen sind zumeist so ausgebaut, dass 1-2 Fahrzeuge nebeneinander passen. Hier kann es aber auch passieren, dass man mit vier Fahrzeugen nebeneinander steht, da auf beiden Seiten gleichzeitig überholt wird oder einer von rechts und ein anderer von links überholt. Das macht mir doch manchmal ziemlich Angst, zumal man hier keine Anschnallgurte verwendet. Nicht, dass keine da wären, aber bis auf den Fahrer, der anscheinend sonst Strafe zahlen muss, fahren alle ohne und man passt sich eben an.

Am abenteuerlichsten finde ich es mit dem Bus zu fahren. Mir wurde erklärt, dass es verschiedene Busse gibt. Zum einen private und zum anderen vom Staat subventionierte, die mit KSRTC (Kerala State Road Transport Corperation) gekennzeichnet sind. Die privaten Busse halten eigentlich überall und für jeden, da sie möglichst viel Geld eintreiben wollen. Wenn man schneller an sein Ziel möchte nimmt man die öffentlichen, die oftmals nur anhalten, wenn man durch winken klar macht, dass man mitfahren möchte. Bushaltestellen wie in Deutschland gibt es eher wenige und so ist es für mich noch etwas schwer zu erkennen wo man eigentlich wieder aussteigen muss.
KSRTC-Bus
Um dem Busfahrer kenntlich zu machen, dass man wieder aussteigen möchte, steht man auf und bewegt sich in Richtung Tür, der Schaffner (es gibt in jedem Bus mindestens einen, der auch die Tickets verkauft) zieht dann an einer Schnur, die eine Glocke in der Nähe des Fahrers läuten lässt. Dann heißt es schnell schnell aussteigen, man wird quasi aus der Tür hinausgeschoben und kaum hat man die letzte Stufe genommen, wird auch schon die Tür hinter einem zugemacht. Daraus lässt sich wohl schließen, dass es hier keine elektrischen Türen gibt. ;) Der Bus hat auch keine Fenster, das bedeutet, dass man immer viel Fahrtwind abbekommt, was auf der einen Seite sehr schön ist bei dem Klima auf der anderen Seite, bei Kontaktlinsenträgern wie mir, Entzündungen im Auge hervorrufen kann. Bei Regen werden dann die Fenster mit einer Art Jalousie verschlossen. Das kann recht unangenehm sein, vor allem wenn der Bus recht voll ist hat man das Gefühl nicht genügend Sauerstoff zu bekommen.
In Indiens Bussen kann es schon sehr sehr voll werden. Da weiß man manchmal auch nicht ob sitzen oder stehen besser ist. Am besten ist wohl ein Platz am Fenster, da kann man selbst entscheiden ob man die Jalousie oben oder unten haben möchte und man bekommt, im Gegensatz zum Platz daneben, keine Handtaschen, Ellbogen oder Schals ins Gesicht. Am unangenehmsten wird es dann, wenn man sitzt und neben einem ein Mann sich etwas sehr an einen drückt oder der Schaffner beim Kassieren einem halb auf dem Schoß sitzt. Beim Stehen ist das Problem eher das Gleichgewicht zu halten, die Busse fahren in recht hoher Geschwindigkeit über die nicht immer ganz glatten Straßen Indiens. Und wenn man eher schwächere Menschen im Gedränge neben sich hat, hängen diese manchmal halb auf einem. Aber das ist ja auch nicht immer so und in Anbetracht des Preises.. nun ja.. :)

Autoriksha zu fahren mag ich eigentlich. Zumindest wenn man nicht mit mehr als drei (schlanken) Personen damit fahren muss. Sie sind zwar klein, laut und langsam, aber für kurze Strecken optimal geeignet und werden oft für die Strecke von der Bushaltestelle zum Zielort verwendet. Es ist ein wenig wie ein dreirädriges Moppet, um das man noch eine Schale mit mehr Sitzplätzen gebaut hat. Leider ist es sehr unangenehm mit diesem über schlechte Straßen zu fahren, da man wirklich jedes Steinchen und jedes noch so kleine Schlagloch spüren kann!
eine Autoriksha
Taxifahren ist wie in Deutschland eine eher teure Angelegenheit und kann sich auch nicht jeder leisten. Es gibt unterschiedliche Arten, in allen Größen und Formen. Inwieweit der Preis dabei auseinander geht weiß ich leider nicht. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass es die angenehmste Art des Reisens ist. Besonders wenn das Auto über eine Klimaanlage verfügt! Die meisten Taxis haben auch eine relativ gute Federung, dass auch die schlechten Straßen gar nicht so schlimm wirken!

Zugfahren habe ich bislang noch nicht ausprobiert. Werde ich aber spätestens mit Alex dann bei unserer gemeinsamen Rundreise tun. :)

Noch eine kleine Geschichte zum Schluss. In Deutschland hält sich ja wacker das Gerücht, dass Frauen nicht parken können. Hier scheinen es die Männer auch nicht zu können. Zumindest ein Exemplar hat dieses deutlich bewiesen.
Wir wollten gerade mit dem Taxi in Richtung Vagamon aufbrechen, das Auto stand schon vor dem Krankenhaus bereit und wir warteten noch auf einige Schwestern. Auf einmal sackt das Taxi ein Stück weit nach unten. Im ersten Moment dachte ich schon ein Reifen wäre geplatzt oder so. Nein, einer der seltenen Autobesitzer hatte es geschafft, in einem riiiesigen Wendekreis beim Parken, mit dem nahezu kompletten Hinterteil seines Kleinwagens gegen unseren Wagen zu fahren. Die Reaktion war, dass der Fahrer ausstieg, sich kurz die riesige Beule in seinem Kofferraum anschaute, einen Blick auf das Taxi warf, ein paar wenige Worte mit unserem Fahrer wechselte und dann mit seinem demolierten Wagen davonfuhr. So schnell war das hier erledigt und ich kann es immer noch nicht fassen wie man bei so viel Platz einen Unfall bauen konnte. Unfassbar! :)

Liebe Grüße!
Eure പ്രിയ  

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