Sonntag, 25. September 2011

Der ungebetene Gast

Bislang war ich doch recht davon angetan, dass ich mich gar nicht soo sehr vor all den Krabbeltieren hier in Indien fürchte und ekele. Das liegt vielleicht auch daran, dass man hier alle möglichen Tierchen erwartet.

Wohingegen die Ameisen in Deutschland in der Regel außerhalb des Hauses aufzufinden sind, habe ich hier das Gefühl, dass mehr in den Häusern leben als draußen. Ihr habt ja sicherlich von meinen Begegnungen mit ihnen gelesen. Ich sage nur so viel: Der Kampf ist noch nicht vorbei. Seit neustem essen sie sogar Seife! Was ist denn da los? Ansonsten halte ich ab ca. 18 Uhr, da wird es nämlich schon dunkel, die Fenster geschlossen, sodass ich den größten Insektenandrang in meinem Zimmer vermeide.

Kommen wir nun zu einer Geschichte, die sich gerade erst abgespielt hat. Es war so gegen 19:30 Uhr, ich saß gemütlich auf meinem Bett mit meinem Netbook auf dem Schoß, da sah ich etwas, aus dem Augenwinkel heraus, vorbeihuschen. Im ersten Moment klopfte schon mein Herz, doch das legte sich schnell wieder als ich in der entsprechenden Zimmerecke nichts entdecken konnte. Doch da war es wieder und diesmal konnte ich es auch genau erkennen: eine Ratte!
So ähnlich sah die Ratte aus! 

Gerade war der Puls wieder unten, schoss er auch wieder in die Höhe. Wir schauten uns für den Bruchteil einer Sekunde an und schon war sie, zack unter der Zimmertür hindurch, verschwunden. Das Tier war ziemlich gut genährt und ich musste mich doch ein wenig darüber wundern, wie es unter der Tür durchgepasst hat.

Ekel überkam mich und ich betete nur, dass sie nicht wiederkommen möge und sich bloß verlaufen hat. Doch Pustekuchen, trotz der Allgegenwärtigkeit Gottes hier im Krankenhaus, wurden meine Gebete nicht erhört und als hätte die Ratte noch nie ein deutsches Mädchen gesehen, war sie einige Minuten später schon wieder in meinem Zimmer.

Vor Schreck schrie ich kurz auf und das schien die Ratte immerhin so beeindruckt zu haben, dass sie auf der Stelle kehrt machte und sich erneut unter der Tür hindurch quetschte. Ich war in diesem Moment nur froh, dass ich auf meinem Bett in sicherer Entfernung saß und überlegte was ich tun sollte falls sie wiederkommt.

Ich traute kaum noch, mich zu bewegen und starrte unentwegt auf die Tür. Und als hätte ich es geahnt, schaute sie noch ein drittes Mal unter der Tür hindurch. Dieses Mal zischte ich sie ein wenig an und sie war sofort wieder verschwunden.

Mittlerweile war es Zeit für das Abendessen geworden und so musste ich mich, wohl oder übel, von meiner sicheren Insel herunter bewegen. Mit meiner Taschenlampe bewaffnet öffnete ich also langsam die Tür und leuchtete den Flur entlang. Glück gehabt, nichts zu sehen!
Beim Abendessen erzählte ich natürlich von meiner Begegnung und stieß irgendwie nur auf wenig Mitleid. Die meisten Schwestern lächelten nur mit einem Gesichtsausdruck, der eher folgendes aussagte: ach ja, das kleine deutsche Weichei stellt sich soo an! Das war doch nur eine Ratte! Immerhin eine Schwester antwortete mit Handeln und besorgte mir kurzerhand kleinere Bretter, die ich vor den Türspalt stellen sollte.

So langsam, wie dieses eine Mal habe ich meine Zimmertür wohl noch nie geöffnet. Zum Glück saß kein ungebetener Gast im Zimmer und ich stellte nach einer kurzen Inspektion schnell die Bretter auf. Einschlafen konnte ich eher schlecht und ich hörte es überall rascheln. Auch die nächsten Tage noch, sodass ich sogar gestern Abend eine Frau bat mit mir nachzuschauen. Ich bin ein echter Angsthase was so etwas angeht! Es war allerdings (zum Glück!!) keine Ratte zu sehen. Sie berichtete mir aber, dass das ein bekanntes Problem ist und ich bloß keine Speisereste oder auch leere Chipstüten im Zimmer liegen lassen solle. Gesagt, getan! Morgen will sie den Tierchen mit Rattengift zu Leibe rücken.

Ich bin gespannt wer mich noch alles besuchen kommt. Aber solange es keine Schlangen oder riesige Kakerlaken sind, bin ich halbwegs beruhigt. Erst vorhin saß ein ca. 6 cm großer, schwarzer Käfer auf meinem Spülkasten...

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